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Wie entsteht Brustkrebs?

Krebszellen entstehen durch Veränderungen der Erbinformation (Mutationen). Dieser genetische Fehler tritt meist spontan im Verlauf eines Lebens auf und betrifft anfangs nur eine einzelne Zelle, die dadurch anders (fehlerhaft) funktioniert und gekennzeichnet ist.

Prof. Dr. Pia Wülfing
Prof. Dr. Pia Wülfing

11.02.2023

Inhaltsverzeichnis

Warum Genveränderungen entstehen, ist in Teilen noch unklar. Ursachen für die Mutationen können Einflüsse wie Rauchen, Chemikalien, Strahlenexposition, hormonelle Einflüsse oder das Alter sein (siehe Ursachen). Nicht immer entsteht aus einer Mutation auch eine Krebszelle. Und es kann auch Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis ein Tumor entsteht. Aber grundsätzlich gilt, dass im Alter eine genetische Instabilität auftritt, also die Fähigkeit des Körpers abnimmt, entstandene genetische Fehler zu reparieren.

Meist finden sich die genetischen Veränderungen (Mutationen) nur in den Brustzellen, aber in 5-10% der Fälle betreffen diese alle Zellen des Körpers. Dies sind dann die erblichen Brustkrebs-Fälle.

Die entstandene Krebszelle ähnelt in vielen Eigenschaften noch ihrer Ursprungszelle aus dem Brustgewebe. Bei Brustkrebszellen sind dies z.B. auch die Hormonabhängigkeit (ER-/PR-positiv). Je aggressiver eine Tumorzelle wird, desto mehr verliert sie die Ähnlichkeit zum Ursprungsgewebe.

Tumorwachstum

Je nachdem, in welchem Teil der Brustdrüse die Zelle entartet ist, unterscheidet man das

  • duktale Mammakarzinom: von den Zellen der Milchgänge ausgehend, 70-80% der Tumore
  • lobuläre Mammakarzinom: von den Zellen der Milchdrüsen ausgehend, 10-15% der Tumore
  • seltenere Varianten.

Das Tumorwachstum können Sie sich folgendermaßen vorstellen: Die erste Krebszelle, die zuvor also eine normale Brustzelle war, teilt sich im Verlauf in zwei Tochterzellen, so dass aus einer Krebszelle zwei Krebszellen werden; diese beiden Tochterzellen teilen sich wiederum weiter, so dass durch die fortlaufende Zellteilung ein stetiges Wachstum des Tumors entsteht. Dies unterscheidet Krebs auch von normalem, gesundem Gewebe. Beim erwachsenen Menschen findet eine regelmäßige Zellteilung nur noch bei den so genannten Wechselgeweben statt. So bezeichnet man die Gewebe, in denen fortlaufend Wachstum stattfindet (z.B. Haare, Fingernägel, Fußnägel), Gewebe, in denen Blutbildung erfolgt (also das Knochenmark) oder Gewebe, die regelmäßig regenerieren wie z.B. Schleimhäute und die Haut.

Wie schnell kann Brustkrebs entstehen?

Immer wieder hinterfragen Patientinnen, in welcher Zeit ihr Tumor entstanden sein kann. Die Frage nach der Brustkrebs Entstehungszeit ist im Einzelfall extrem schwierig zu beantworten. Es kommt nicht selten vor, dass eine Mammographie unauffällig war, aber ein Jahr später die Diagnose Brustkrebs gestellt wird. Die naheliegendsten Erklärungen für eine solche Situation sind, dass der Tumor in der Zwischenzeit entstanden ist (Intervall-Karzinom) oder dass er bei der vorausgehenden Mammographie zu klein war, um erkannt zu werden.

Wie schnell ein Tumor wächst, ist vor allem vom histologischen Tumortyp, dem ER/PR-Status, dem HER2.Status, dem Grading und dem Ki67 abhängig. Das so genannte Grading (G), das vom Pathologen unter dem Mikroskop bestimmt wird, gibt einen Anhalt für die Wachstumsgeschwindigkeit eines Mammakarzinoms. Je höher der histologische Grad ist, desto schneller teilen sich die Krebszellen und desto aggressiver wächst ein Tumor (S3 Leitlinie Mammakarzinom):

  • G1: gut differenziert
  • G2: mäßig differenziert
  • G3: schlecht differenziert

Gut differenzierte Zellen (G1) wachsen am langsamsten, G3 Tumoren sind am aggressivsten und wachsen am schnellsten.

Eine weitere Unterscheidung des Gradings ist durch den Proliferationsindex Ki-67 möglich. Ki-67 ist ein Marker, der durch eine Färbung vom Pathologen an den Krebszellen bestimmt werden kann. Bei einem hohen Ki-67 Anteil (>20%) in den Brustkrebszellen wachsen diese schnell, bei einem niedrigen Ki-67 wachsen die Krebszellen langsamer. So kann man vor allem die G2-Tumore in eher aggressive und weniger aggressive Tumore weiter einteilen.

Trotzdem kann man anhand dieser biologischen Kriterien nicht genau sagen, wann genau ein Tumor entstanden ist.

Brustkrebs wird (je nach der Lage in der Brust und je nach Brustgröße) ab einer Größe von ca. 1 cm ertastet. In der Mammographie sind die Tumoren im Schnitt schon ab 0,5-1,0 cm zu erkennen. Dabei kommt es nicht nur auf die Qualität der Geräte und auf die Erfahrung des Untersuchers an, sondern auch auf die Zusammensetzung des Brustgewebes. Je transparenter und somit fettiger eine Brust (z.B. mit zunehmendem Alter) ist, desto besser lässt sich ein Mammakarzinom abgrenzen. Bei jüngeren Frauen ist die Brustdrüse meist dichter und Brustkrebs kann sich röntgenologisch eher verstecken. Gerade bei jüngeren Frauen ist daher die Kombination der Mammographie mit einer Ultraschalluntersuchung ratsam.

Studien, die versucht haben, die Wachstumsgeschwindigkeit von Brustkrebs zu untersuchen, haben bei Patientinnen die Zeit zwischen zwei Mammographien analysiert, bei denen die erste unauffällig war und in der zweiten ein Mammakarzinom diagnostiziert wurde (Michaelson et al. (2003). Estimates of Breast Cancer Growth Rate and Sojourn Time from Screening Database Information. J Women’s Imaging 2003:5:11–19;). 

Hier wurde beschrieben, dass Tumore mit einer Größe unter 1,2 cm nach 50 Tagen auf das Doppelte der Ausgangsgröße angewachsen sind, während Tumore mit einer Größe um 2 cm im Schnitt 130 Tage für eine Verdopplung der Größe benötigten. Die größere Wachstumsgeschwindigkeit ist gut mit ihrer besseren Nährstoffversorgung zu erklären, während größere Tumore eine eigene Blutgefäßversorgung für die Versorgung hierfür aufbauen müssen.

 Auch das Alter der Patientin spielt offenbar eine Rolle. Bei älteren Patientinnen ist die Teilungsrate niedriger als bei jüngeren (Peer P.G.M. et al. (1993).Age-Dependent Growth Rate of Primary Breast Cancer. Cancer 71:3547-3551). In einer Studie wird die mittlere Wachstumszeit bis zum Nachweis eines Mammakarzinoms durch eine Mammographie mit 1,7 Jahren bei 50-59 jährigen Frauen bzw. 2,2 Jahren bei über 60 jährigen Frauen angegeben (Weedon-Fekjær H. et al. (2008). Breast cancer tumor growth estimated through mammography screening data. Breast Cancer Research 10:R41). Die Datenlage ist dabei sehr heterogen. Die Verdopplungszeiten von Tumorgrößen werden in verschiedenen Studien zwischen 45 Tagen und 325 Tagen beziffert. Die unterschiedlichen Brustkrebs Entstehungszeiten sind wahrscheinlich, abgesehen von den zuvor erklärten biologischen Unterschieden und dem Alter, auch durch ein unterschiedliches Immunsystem zu erklären.

Fazit

Zusammenfassend kann man also festhalten: Wenn ein Mammakarzinom klinisch oder mittels einer Mammographie nachgewiesen wird, so liegt der Ursprung des Tumors meist mehrere Monate, meist sogar Jahre zurück. Dabei wächst ein Tumor unterschiedlich schnell – je nach histologischem Befund des Tumortyps also abhängig vom HER2-Status, Östrogen-/Progesteronrezeptor-Status, oder Triple negativ.

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